Tel.: 069 - 798 - 23467
Campus Bockenheim, Neue Mensa Raum 313Bockenheimer Landstrasse 133, 60325 Frankfurt
Sprechstunden
Nach Vereinbarung per Email oder Telefon.
Im Wintersemester 2022/23 vertrete ich eine Professur für Architekturgeschichte an der Universität Heidelberg.
Seit April 2019 bin ich auf einer eigenen Drittmittelstelle in einem von mir beantragten, von der DFG geförderten Forschungsprojekt zur Geschichte und Theorie transitorischer Räume tätig:
Ich nehme weiterhin Betreuungsaufgaben von Abschlussarbeiten wahr. Pro Jahr biete ich eine Lehrveranstaltung an.
(Lebenslauf mit vollständiger Bibliographie als PDF)
Große Exkursion nach Kalifornien (März 2017):
Live on Twitter (auch ohne Account einsehbar): https://twitter.com/DrDrDauss
Die meisten der im Folgenden aufgeführten Publikationen sind online als PDF unter folgendem Link abrufbar: https://www.dropbox.com/sh/8ni8imn8aepr5ux/AABmHV16gOhhvfyRJChZtRIia?dl=0
Artikel ,Capriccio’, ,Entfremdung’, ,Illumination’, ,Imagologie’, in: Metzler Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen, begründet von Günther und Irmgard Schweikle, 3., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, hg. v. Dieter Burdorf/Christopf Fasbender/Burkhard Moennighoff, Stuttgart 2007
Artikel ‚Reihe/Reihung’, in: Metzler Lexikon Ästhetik, hg. v. Achim Trebeß, Stuttgart 2005
DFG-Projekt, Projektbeginn 03/2019, Förderdauer 3 Jahre
(https://www.klimt.uni-frankfurt.de/durchgang/profil.html)
Das Projekt erforscht theoriegeleitet die historischen und aktuellen Bedeutungen transitorischer Räume in der Moderne (19.-21. Jahrhundert). Als transitorische Räume werden architektonische und urbane Ensembles verstanden, die für den Durch- und Übergang von Menschen konzipiert sind. Die Geschichte und Theorie dieser Räume hat bisher keine kohärente Darstellung gefunden. Zwar liegen Ansätze einer kritischen Kulturphilosophie vor (Benjamin 1982; Sloterdijk 2006; Wyss 2010), die das (Un-)Wesen der Moderne durch eine Analyse paradigmatischer räumlicher Transitzonen aufzuschlüsseln und aus ihnen gleichsam physiognomisch die Raum- und Zeitkonzepte sowie die Zeichen- und Bilderregimes der Moderne herauszulesen versuchen. Doch gehen diese Entwürfe nur begrifflich, nicht gegenständlich aufs Ganze. Materialorientierte Einzelstudien erfassen wiederum jeweils nur Teilgebiete des Transitorischen und binden ihre Ergebnisse häufig nicht ausreichend an eine konzeptuelle Ebene zurück. Das Forschungsprojekt wird beides zu leisten versuchen.Ziel ist es dabei, erstmals eine kohärente Darstellung der Geschichte und Theorie paradigmatischer transitorischer Räume in der Moderne vorzulegen – waren und sind sie doch in funktionaler und symbolischer Hinsicht zentral für die sich seit dem industriellen Zeitalter rapide modernisierenden Gesellschaften der westlichen Hemisphäre. Auch bei der beschleunigten wie intensivierten globalen Vernetzung mit ihren Facetten wie Verkehr, Handel oder Migration haben sie stets eine essentielle Rolle gespielt, stellen also zentrale Plots und Spots der „Verwandlung der Welt“ (Osterhammel 2009) durch Interaktion dar. Das Projekt wird die Hauptkennzeichen transitorischer Räume begriffsgeleitet an markanten Beispielen diskutieren. Es soll ferner die ihnen in der gesellschaftlichen Aneignung und theoretischen Diskursivierung zugewiesenen Hauptfunktionen analytisch rekonstruieren, dabei aber auch die ihnen ein- und zugeschriebenen Programme auf Autosuggestionen und Selbstbestärkungsrhetoriken kritisch hinterfragen. So werden neben den Grundlinien dieser Agenden auch Aporien, Brüche oder Überzeichnungen sichtbar.
What is the role of architecture in the visualization of urban infrastructure? This project seeks to analyze its contribution by comparing Paris and Los Angeles while at the same time considering the different dimensions of 'ecology' involved.
Infrastructures are regarded as indispensable prerequisites for urban culture, characterized by a high degree of social and spatial complexity, density and networking. At the same time, the systemic construction and expansion of infrastructures as well as their increasing interconnectivity can also be described as the result of urbanization itself. As technocultural components, they have a decisive influence on the lifestyle-forming properties of urban habitats. Banham
was one of the first to describe this mechanism by distinguishing four sub-ecologies of the urban landscape of Los Angeles.
Cultural sciences, cultural, human and urban geography, and sociology of technology have refined these analytical perspectives. Since the first energy and environmental crises in late modernity, however, infrastructures have increasingly
been discussed under normative auspices. These critical reviews question how infrastructures feed natural resources into the urban metabolism, whether they exploit them or use them sustainably. The concepts of ecology which guide these inquiries combine sustainability with social demands: they claim democratic participation in political decisions concerning infrastructure and a just access to resources as well as to the regulating networks themselves. Although infrastructures are officially meant to operate in an integrating manner, they can in fact also have a disintegrating or even conflictual effect (splintering urbanism).
Investigating and specifying the principle of architectural iconoclasm, this project will take a fresh look at modern and contemporary architecture of Southern California and LA in particular. Under this original premise it will consult the Getty collections and archives on the work of John Lautner, William Krisel, Pierre Koenig, Ray Kappe as well as Frank O. Gehry, Franklin D. Israel – and of Julius Shulman.
Unabhängiges Forschungsprojekt:
Das Forschungsprojekt soll ein gattungsprägendes Monumentalwerk der Großstadtliteratur erstmalig einer architekturgeschichtlichen Lektüre unterziehen und damit den kunstgeschichtlichen Blick auf die Architektur des ausgehenden 18. Jahrhunderts erweitern: Louis-Sébastien Merciers Tableau de Paris (1781-1788).
Zusammenfassung des abgeschlossenen Habilitationsprojektes
Die Studie setzt ein im ausgehenden 18. Jahrhundert. Hier wird die Architektur massiv unter das Signet des Elementaren, Direkten gestellt. Boullée etwa begreift aus der Perspektive der Wirkungsästhetik die Architektur als besonders ‚naturnahe' Kunst. Und eben für diese Naturalisierung setzt der 'Revolutionsarchitekt' nun die Metapher des Buchstäblichen ein – also gerade, um aufzuzeigen, dass Architektur nicht ‚nur' metaphorisch wirkt wie die anderen Künste, sondern viel immediater. Sie besitze einen anderen medialen Charakter als die Bildkünste, aber auch die Schrift – die ja in der Philosophie der Aufklärung selbst auf einen metaphorischen Urgrund zurückgeführt wird. Die Architektur hingegen sei sozusagen naturhaft ‚vormedial'. Paradox an dieser metaphorisch strukturierten Argumentation ist nun, dass gerade der Anspruch der Direktheit mit einer Metapher unterlegt wird, die ein intermediales Profil aufweist: derjenigen des Buchstaben. Die Verwerfungen der metaphorisch aufgeladenen Lehre vom architektonischen ‚Charakter' können davon Rechenschaft ablegen. Zum einen behauptet sie eine direkte Evidenz ‚natürlicher Zeichen', analog zur Physiognomik, die dafür eine indexikalische Bildlichkeit propagiert, zum anderen postuliert sie über die Doppeldeutigkeit von caractère (= Buchstabe) auch eine dezidiert kulturelle ‚Lesbarkeit' von Baukörpern.
Im Hintergrund dieser Spannungen steht ein metaphorischer Faktor, der in die Denkfigur des Buchstaben selbst eingetragen ist. Seit der Entstehung moderner Hermeneutik stellt der Buchstabe den ‚Fels' dar, an dem jede Hermeneutik ‚Schiffbruch' zu erleiden droht. Er markiert somit eine kulturelle ‚Unterschwelle'. Das macht bis zur Schriftphilosophie der Dekonstruktion, die das ‚Eigenrecht' und die zumindest restwertige Opazität des Buchstaben gegenüber allen Semantisierungsversuchen betont hat, den besonderen Appeal des Nachdenkens über ‚das Buchstäbliche' aus: Der Buchstabe gilt als Markierung einer gefährlichen Grenze, als das ‚hermeneutische Lesen' potentiell durchkreuzende Figur. Deshalb fordert er stets zu besonderen Anstrengungen der ‚Einhegung' und ‚-gemeindung' heraus. Das gesamte philosophische Nachdenken über die Schrift und die entstehende Linguistik des 19. Jahrhunderts können von diesem Prozedere, das fast immer zugleich idealistisch wie phonozentrisch perspektiviert ist, Zeugnis ablegen.
Die Baukunst ist nicht nur Spiegel dieser paradoxen Entwicklung, vielmehr stellt sie einen noch schärferen Brennpunkt dar. Verantwortlich dafür ist die scheinbar ‚unmediale' Form, in der Bauten sich selbst, ‚buchstäblich' analog zur Natur, präsent machen. Diese Naturalisierung bedeutet eine Absage an die Rhetorik und an die Metaphorizität der anderen Künste. Zugleich soll so der Architektur ein konzeptueller oder philosophischer Status zugesprochen werden. Beachtet man aber, dass diese rangerhöhende Naturalisierung ausgerechnet über die Metapher des Buchstäblichen erfolgt, tritt die paradoxe Dynamik dieses architekturtheoretischen Anspruches auf Unmittelbarkeit hervor.
Der Blick für derartige Schleifenbildungen macht auch deutlich, dass ein Verständnis der Architektur als ‚buchstäbliches' Fundament der Künste in idealistischen Philosophien (allen voran bei Hegel) eng mit Raummetaphoriken verbunden ist. Diese bestimmen nämlich als Hintergrundmetapher die semiotisch-linguistische Grundperspektive entsprechender Ästhetiken: Schon dass der Begriff der Metapher selbst raummetaphorisch verfasst ist, verkoppelt ihn mit semiotischen Konzepten. Diese beruhen ihrerseits bis in die Moderne auf räumlichen Metaphoriken. Architektur als ‚Buchstabe der Kunst' und der semiotisch bestimmte Buchstabe sind, so haben Ansätze der Dekonstruktion (etwa Derridas Hegel-Lektüre) deutlich gemacht, in einer rekursiven Koppelung raummetaphorischer Art miteinander verbunden. Sie gipfelt in der selbst räumlichen Metapher der Aufhebung des Buchstäblichen in ‚reiner Geistigkeit', in einem Raum ‚jenseits' aller materieverhafteten Zeichenhaftigkeit.
Umgekehrt wird in der industriellen Moderne, dieser hochtourig laufenden Metaphernmaschine, die Architektur allerdings gerade auch deshalb so interessant, weil ihre Metaphorisierungen als unaufhebbar paradox strukturiert erkannt werden: Semper etwa begreift die Baukunst als archaisch-rudimentär (und in diesem Sinne ‚buchstäblich'). Er setzt sie an der ‚unteren' Schwelle der Kultivierung an. In seiner anthropologisch bestimmten Perspektive führt die ‚buchstäblichste' aller Künste eine als wohltuend empfundene Solidität in die Umstellungsprozesse der Moderne ein, da auch in der zeitgenössischen Industrie diese metaphorische Subschicht niemals gelöscht werden kann. Zugleich aber begreift Semper Architektur als immer schon kulturelles Spätphänomen, sieht sie als stets hochgradig komposite Form, die bereits syntaktische und semantische Strukturen in sich trägt. Die Sprachanalogie metaphorisiert hier die Position der Baukunst an der obersten Schwelle der Hochkultur. Kultureller Wandel wie derjenige der industriellen Moderne zwingt zur gleichsam reformatorischen (wenn nicht ‚revolutionären') Neukonstellierung dieser beiden Pole. Die Metapher des Buchstäblichen ist hier eine ebenso historische wie transhistorische Vermittlungsfigur zwischen Archaischem und Modernem – eine Spannung, die die Moderne selbst produziert.
An der epochenübergreifenden Figur Goethes können dann, gleichsam im historischen Krebsgang, Paradoxien verdeutlicht, die aus der vermuteten ‚Lesbarkeit der Welt' resultieren. Der Poet begreift Architektur als buchstäblich ‚elementares', auf den naturalen Boden bezogenes Phänomen. Es generiert damit aber auch ähnliche Lesbarkeitsanstrengungen und -probleme wie geologische Formationen. Zudem spannt Goethe das ‚Buchstäbliche' in ein Tableau intermedialer Bezüge ein, das über Medienvergleiche und -wechsel die Grenzen der Hermeneutik auslotet. Gerade dabei wird Architektur der ‚buchstäbliche Stein des Anstoßes', an dem stets metaphorisch gesteuerte ‚Leseanstrengungen' ins Stolpern kommen; die notorische Konkurrenz von Gotik und Klassischem ist nur eine dazu quer liegende Ebene, die ebenfalls von dieser übergeordneten Problemstellung her erschlossen werden kann. Gerade dort, wo Goethe die Raumkunst der Architektur performativ fasst, wird deutlich, dass sie eine bestimmende Eigenmacht entwickeln kann, die hermeneutisch nicht restlos durchschaubar ist. Ihre Opazität entspricht der Erosion einer Metaphorik, die kommunikative Gehalte und ihre Medialisierung in decodierbaren Zeichen innerhalb eines ‚Raumes' der Äquivalenz, einer Entsprechungskonstellation, angeordnet glaubte. Indem Zeichenregimes sich aber nun mehr und mehr der subjektiven Verfügung entziehen, kollabiert auch dieser metaphorische Raum harmonischer Entsprechung; bestimmend wird die nicht mehr ‚berechenbare', verstörende Dynamik eigenmächtiger Zeichenordnungen, vor allem in Gestalt ihrer schlagendsten metaphorischen Verkörperung, den ‚Raumzeichen' der Architektur. Dass die Kollision einer ‚literalen' Weltdeutung nun literarisch umspielt wird, etwa im poetischen Raum, ja fiktionalen ‚Gebäude' des Romans, fängt den bedrohlichen Lesbarkeitsverlust in neuen Formaten ein, die – ähnlich selbstreferentiell wie jetzt Architektur erfahren wird – sich selbst ihre eigenen Poetologien schreiben.
Um einen vergleichbaren Verfügungsverlust, zumindest einen scheinbaren bzw. inszenierten, geht es auch im Landschaftsgarten und seinen ‚Skripten' (die Goethe ebenfalls als poetologisch interessanten Topos begriffen hatte). Zudem bietet die Theorie des Landschaftsgartens des 18. und frühen 19. Jahrhunderts eine Gegenprobe aufs bisherige Exempel (dasjenige der Architektur). Sie konturiert das metaphorische Paradigma ‚architektonische Buchstäblichkeit' gezielt von der Gegenseite her, von derjenigen einer radikal ‚buchstäblichen Natürlichkeit'. Mit Blumenberg kann man hier von einer ‚Metaphernumstellung' wie einem ‚Metaphernrealismus' zugleich sprechen: Die Kunst der Gestaltung von Landschaftszonen wird nun grundsätzlich konträr zur Architektur gesehen, obwohl – oder gerade weil – sie ebenfalls räumlich verfasst ist. Innerhalb des Systems der freien Künste wird der Landschaftsgestaltung ihrerseits eine noch ‚elementarere', eben ‚buchstäblichere' Dimension zugesprochen. Sie setzt sie zur Artifizialität der anderen Künste, nun auch der Baukunst, in Kontrast. Man hantiere in der Gartenkunst mit Elementen eines ‚natürlichen Alphabetes' – so die neue Leitmetapher. Aber die dem Landschaftsgarten zugesprochene ‚Elementarität' besitzt zugleich auch einen metaphorischen Anschluss zum kulturellen Kernphänomen der Schriftlichkeit. Die entsprechenden theoretischen Traktate zur Gartenkunst verstehen sich nämlich zumeist explizit als ‚Elementarbücher'. Und die zur Erfahrung eines Landschaftsgartens erforderliche Bewegung wird in die Metapher der dynamischen ‚Handschrift der Natur' gekleidet. Auch hier wird die Metapher des Buchstäblichen, die ‚Elementarität' wie zugleich ‚Medialität' impliziert, also zu einem paradoxen Phänomen. In sie sind die Aporien gartenkünstlerischer ‚Kultürlichkeit' eingetragen.
Eine zweite Gegenprobe kann dort ansetzten, wo sich bei vorherigen Schwerpunkten re-entries des durch die Metapher des ‚Buchstäblichen' Verdrängten ankündigten. Architektonische oder naturale ‚Buchstäblichkeit' beförderte stets, als weiteren Pol neben der intermedialen Brücke zur Schrift, auch eine gesteigertes Bewusstsein der Bildlichkeit von Gebäuden oder gestalteten Landschaften – das wurde schon bei den Anwälten der wirkungsästhetischen oder tiefenstrukturellen Analogie von Baukörpern und Naturformen (Boullée und Zeitgenossen) deutlich. Nimmt man diese Bezüge beim Wort bzw. beim ‚Buchstaben', gelangt man zur Architekturmalerei. Auch sie selbst kann auf das Postulat ‚buchstäblicher' Treue untersucht werden. Im Gegenzug kann man aber auch häufig ein imaginatives Spiel mit dem ‚Buchstabenmaterial' der Vergangenheit (Ruinenästhetik/Fragment) oder der gebauten Gegenwart beobachten. Gerade beim Genre der Stadt- oder Architekturvedute, scheinbar so ‚buchstäblich' abspiegelnd (Camera obscura) erweist sich dann das Postulat des ‚Buchstäblichen' als zutiefst metaphorisch bestimmt.
Abschließend kann anhand einer gebauten Kosmosmetapher noch einmal die metaphorische Hochladung der Architektur verdeutlicht werden. In Boullées Newton-Kenotaphen sollte die Definition des Universums als durch Kräfte bewegt ‚buchstäblich' physisch erfahrbar gemacht werden. Auch das erfahrungswissenschaftlich bestimmte, mathematisch codierte Weltbild wird also durch eine architektonisch konkretisierte Schriftlichkeitsmetapher medialisiert. Dabei besteht die Ironie ihrer bewegten Geschichte darin, dass das ‚Buchstäbliche' doch stets der Gegenpol des Metaphorischen sein wollte oder sollte. ‚Buchstäbliches' und Metaphorisches stürzen also in einem architektonisch aufgespannten ‚Raum' – ‚absolute Metapher' kunsttheoretischer und semiotischer Prozesse – ineinander. Diese Dynamik bestimmt auch noch die Moderne mitsamt ihren Versuchen, neue künstlerische ‚Alphabete' zu entwerfen, oder wird als Topos in der Postmoderne mit ihrem Impetus ‚antibuchstäblicher' Bedeutungsvervielfältigung und Ironisierung konventioneller ‚Alphabete' buchstäblich überboten.
Akademische Abschiedsveranstaltung für Prof. Dr. Christian Freigang (Festvortrag Prof. Dr. Bruno Boerner/Rennes), Saalbau Bockenheim, 10. Februar 2012
Workshop ‚Figuration – Traumbild – Delirium', Studiengruppe ‚Architektonischer Affekt und gebaute Imagination', Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften (Goethe-Universität), 09. März 2012
Erste Frankfurter Bürger-Universität, Öffentliche Vortragsreihe zum Thema ‚Das ‚neue' Frankfurt vom Mittelalter bis heute', Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt am Main, 27. Oktober 2008 bis 09. Februar 2009 (gemeinsam mit Christian Freigang und Evelyn Brockhoff/Institut für Stadtgeschichte)
Abschlusstagung des Graduiertenkollegs ‚Klassizismus und Romantik' zum Thema ‚Leib/Seele – Geist/Buchstabe. Dualismen in der Ästhetik und den Künsten um 1800 und 1900', Schloss Rauischholzhausen bei Marburg, 08.-11. November 2006
Konferenz ‚Institutions, services publiques et architecture', unter Federführung von Jean-Michel Leniaud (EPHE Paris) und Karl-Siegbert Rehberg (TU Dresden), Palais du Luxembourg, 13.-14. Juni 2002
Universität Augsburg, Lehrstuhl Kunstgeschichte/Bildwissenschaft
Lehrstuhlvertretung
Gastprofessur Kunst- und Architekturgeschichte der Moderne
Kunstgeschichtliches Institut der Goethe Universität
Vorlesungen
Seminare
Professur für die Kunstgeschichte Frankreichs (Vertretung)
Wissenschaftliche Assistenz
Kolloquien
Studiengruppe Architektonischer Affekt und gebaute Imagination
Institut für Kunstgeschichte, Justus-Liebig-Universität Gießen
Lehraufträge
Leviathan. Berliner Zeitschrift der Sozialwissenschaft, Sonderheft 2017: Politische Ikonographie und Differenzrepräsentation, hg. Sebastain Huhholz, Eva Marlene Hausteiner u. Beiträgen u.a. von Iris Därmann, Paula Diehl, Elisabeth Haas, Marcus Llanque, Philip Manow, Michael Minkenberg, Vincent Rzepka, Daniel Schulz sowie von Siegfried Weichlein (i.V. 2018)
Flaggenmotive in der Malerei der Moderne (aktuell in Betreuung)
Die mediale Strategie des Absolutismus. Kunst und Politik im Frankreich der ersten Hälfte des 17. AJahrhunderts, 2013Von Los Angeles nach Königstein. Das Haus Rang. Richard Neutras Wohnhausarchitektur im transatlantischen Vergleich, 2020
Temppeliaukio kirkko - eine Kirche im Erdboden. Präsenzverlust und Naturbezogenheit im modernen Sakralbau, 2019
Architektur in Computerspielen. Form, Funktion und Intention digitaler Spielarchitektur am Beispiel von Assassin's Creed Syndicate, 2019
Architektonische Entwurfstheorien der Renaissance, 2019
Landschaft und Fotografie im Zeitalter des Menschen. Edward Burtynskys Manufactured Landscapes im Kontext amerikanischer Landschaftsfotografie, 2019
Characteristics of Tel Aviv's Street Art Scene. Tension and Divergence in Its Style, Inception and Claim on Public Spacem 2019
Die Neckaruferbebaung Mannheim. Der Brutalismus im deutschen Städtebau der 1970er Jahre, 2019
Zeitlichkeit und Abstraktion im Werk von Ori Gersht, 2018
Gemeinschaftliches Wohnen. Zwischen Ökonomie und Ökologie, 2018
Funktionale Kontinuitäten. Eine Untersuchung des architektonischen Ensemble 'Campus Westend' anhand von Überlegungen Siegried Kracauers, 2018
Exilarchitekten und spätkoloniale Urbanisten als Protagonisten der vernakulären Architekturforschung, 2017
Notkirchen - ein Phänomen nach dem Zweiten Weltkrieg? Geschichte und Entwicklung eines Bautyps, 2017
Das Werk von Hilma af Klint unter besonderer Berücksichtigung ihrer mediumistischen Gemälde, 2017
Sequenzialität und Montage. Analogien zwischen Sergej Eisensteins Montagetheorie und Le Corbusiers Promenade Architecturale, 2016
Das National September 11 Memorial & Museu, 2016
Grenzbereiche der Collage im US-amerikanischen Experimentalfilm der 1950er Jahr, 2016
Die Lohelandschule für Gymnastik, Landbau und Handwerk. Ein Siedlungsprojekt zwischen den Weltkriegen, 2015
Archiv, Inventar, Speicher. Rekonstruktion der Fotografischen Arbeit von Wilhelm Weimar im Dienste des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2015
Raum- und Zeitkonzepte im Werk Morris Louis' (und Jackson Pollocks sowie Barnett Newmans), 2014
Erhabene Gärten? Das Sublime im deutschen Landschaftsgarten zwischen 1760 und 1800, 2013
Die Darstellung des weiblichen Haupthaares bei den Präraffaeliten, 2012
Autochrome-Fotografien der Bretagne aus der Sammlung Albert Kahn, 2012
Niels Hansen Jacobsen, 2012
Unterirdische Architektur und die Frage nach den Motiven für zeitgenössische Bauten im „Untergrund“. Eine Studie zur modernen Architektur im Vergleich zu historischen Leit- und Vorbildern, 2012
Die Wege in den Landschaftsgärten von Friedrich Ludwig Sckell, 2010
Architektur zwischen Kunst und Kommerz. Das Guggenheim Museum in Bilbao von Frank O. Gehry, 2010
Das Frankfurtbild in den Frankfurtbildern Max Beckmanns, 2010
Die Siedlung Westhausens in Frankfurt am Main, 2010 La Villa le Lac von Le Corbusier. Licht, Luft and Lac Leman, 2010
Die Klosterbasilika zu Ilbenstadt, 2010
Der Aufstieg Mies van der Rohes zum modernen Architekten, 1923-1927, 2009
Der Synagogenbau im 21. Jahrhundert in Deutschland, 2009
Das Sanatorium Purkersdorf und die Architekturauffassung Josef Hoffmanns, 2007
BA-Arbeiten
Die Architektur- und Raumgestaltung als Mechanismus der institutionellen Verkörperung im Treppenhaus des Amtsgericht Mitte in Berlin, 2020
Influencing Generations. Über die Aktualität des Mid-Century-Modern-Designs am Beispiel des Werkes von Charles und Ray Eames, 2020
Die Darstellung von Geschwindigkeit in der Malerei des 19. Jahrhunderts, 2019
Gordon Matta-Clarks Arbeiten im New York der 1970er Jahre im Kontext einer beginnenden Gentrifizierung Lower Manhattans, 2019
Konstruierte Augenblicke. Sehbarriere und Wahrnehmungsprozesse in Edgar Degas' Der Vorhang fällt (1880), 2019
Urban and Image Development of Las Vegas, 2018
Der Weg Zaha Hadids zur Stararchitektin, 2017
Das Werk von Hilma af Klint unter besonderer Berücksichtigung ihrer mediumistischen Gemälde
Museum Narratives. The Challenge of Jewish Museums – Emphasis on Beit Hatfutsot, 2016
Das Zusammenspeil von Affekt und Funktion bei ‚Funktionsarchitektur', 2016
Dissertationskommissionen (Vollmitglied)
Werner Neumann. Kirchenbau der Moderne, 2014
Die Stadt als performativer Raum. Gehen als raumgestaltende Praxis im Werk von Francis Alÿs, 2014
Evadarstellungen im Werke Paul Gauguins, 2014
Josef Hoffmann und Adolf Loos. Die Evokation von Stimmungen als zwei Varianten einer Wiener Moderne, 2013
Das Karussell im Landschaftsgarten. Bewegungsspiel und Festkunst als Repräsentationspolitik am Ende des Ancien Régime. Raumwahrnehmung und inszenierte Geselligkeit im Kurpark Wilhelmsbad, 2013
Das altniederländische Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis, 2013
Villa Academica - fabrica della vita. Eine topologische Untersuchung des frühneuzeitlichen Gartenraumbildes am Beispiel der Villa d'Este in Tivoli, 2013
(Lebenslauf mit vollständiger Bibliographie als PDF)
Große Exkursion nach Kalifornien (März 2017):
Live on Twitter (auch ohne Account einsehbar): https://twitter.com/DrDrDauss
Die meisten der im Folgenden aufgeführten Publikationen sind online als PDF unter folgendem Link abrufbar: https://www.dropbox.com/sh/8ni8imn8aepr5ux/AABmHV16gOhhvfyRJChZtRIia?dl=0
Artikel ,Capriccio’, ,Entfremdung’, ,Illumination’, ,Imagologie’, in: Metzler Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen, begründet von Günther und Irmgard Schweikle, 3., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, hg. v. Dieter Burdorf/Christopf Fasbender/Burkhard Moennighoff, Stuttgart 2007
Artikel ‚Reihe/Reihung’, in: Metzler Lexikon Ästhetik, hg. v. Achim Trebeß, Stuttgart 2005
DFG-Projekt, Projektbeginn 03/2019, Förderdauer 3 Jahre
(https://www.klimt.uni-frankfurt.de/durchgang/profil.html)
Das Projekt erforscht theoriegeleitet die historischen und aktuellen Bedeutungen transitorischer Räume in der Moderne (19.-21. Jahrhundert). Als transitorische Räume werden architektonische und urbane Ensembles verstanden, die für den Durch- und Übergang von Menschen konzipiert sind. Die Geschichte und Theorie dieser Räume hat bisher keine kohärente Darstellung gefunden. Zwar liegen Ansätze einer kritischen Kulturphilosophie vor (Benjamin 1982; Sloterdijk 2006; Wyss 2010), die das (Un-)Wesen der Moderne durch eine Analyse paradigmatischer räumlicher Transitzonen aufzuschlüsseln und aus ihnen gleichsam physiognomisch die Raum- und Zeitkonzepte sowie die Zeichen- und Bilderregimes der Moderne herauszulesen versuchen. Doch gehen diese Entwürfe nur begrifflich, nicht gegenständlich aufs Ganze. Materialorientierte Einzelstudien erfassen wiederum jeweils nur Teilgebiete des Transitorischen und binden ihre Ergebnisse häufig nicht ausreichend an eine konzeptuelle Ebene zurück. Das Forschungsprojekt wird beides zu leisten versuchen.Ziel ist es dabei, erstmals eine kohärente Darstellung der Geschichte und Theorie paradigmatischer transitorischer Räume in der Moderne vorzulegen – waren und sind sie doch in funktionaler und symbolischer Hinsicht zentral für die sich seit dem industriellen Zeitalter rapide modernisierenden Gesellschaften der westlichen Hemisphäre. Auch bei der beschleunigten wie intensivierten globalen Vernetzung mit ihren Facetten wie Verkehr, Handel oder Migration haben sie stets eine essentielle Rolle gespielt, stellen also zentrale Plots und Spots der „Verwandlung der Welt“ (Osterhammel 2009) durch Interaktion dar. Das Projekt wird die Hauptkennzeichen transitorischer Räume begriffsgeleitet an markanten Beispielen diskutieren. Es soll ferner die ihnen in der gesellschaftlichen Aneignung und theoretischen Diskursivierung zugewiesenen Hauptfunktionen analytisch rekonstruieren, dabei aber auch die ihnen ein- und zugeschriebenen Programme auf Autosuggestionen und Selbstbestärkungsrhetoriken kritisch hinterfragen. So werden neben den Grundlinien dieser Agenden auch Aporien, Brüche oder Überzeichnungen sichtbar.
What is the role of architecture in the visualization of urban infrastructure? This project seeks to analyze its contribution by comparing Paris and Los Angeles while at the same time considering the different dimensions of 'ecology' involved.
Infrastructures are regarded as indispensable prerequisites for urban culture, characterized by a high degree of social and spatial complexity, density and networking. At the same time, the systemic construction and expansion of infrastructures as well as their increasing interconnectivity can also be described as the result of urbanization itself. As technocultural components, they have a decisive influence on the lifestyle-forming properties of urban habitats. Banham
was one of the first to describe this mechanism by distinguishing four sub-ecologies of the urban landscape of Los Angeles.
Cultural sciences, cultural, human and urban geography, and sociology of technology have refined these analytical perspectives. Since the first energy and environmental crises in late modernity, however, infrastructures have increasingly
been discussed under normative auspices. These critical reviews question how infrastructures feed natural resources into the urban metabolism, whether they exploit them or use them sustainably. The concepts of ecology which guide these inquiries combine sustainability with social demands: they claim democratic participation in political decisions concerning infrastructure and a just access to resources as well as to the regulating networks themselves. Although infrastructures are officially meant to operate in an integrating manner, they can in fact also have a disintegrating or even conflictual effect (splintering urbanism).
Investigating and specifying the principle of architectural iconoclasm, this project will take a fresh look at modern and contemporary architecture of Southern California and LA in particular. Under this original premise it will consult the Getty collections and archives on the work of John Lautner, William Krisel, Pierre Koenig, Ray Kappe as well as Frank O. Gehry, Franklin D. Israel – and of Julius Shulman.
Unabhängiges Forschungsprojekt:
Das Forschungsprojekt soll ein gattungsprägendes Monumentalwerk der Großstadtliteratur erstmalig einer architekturgeschichtlichen Lektüre unterziehen und damit den kunstgeschichtlichen Blick auf die Architektur des ausgehenden 18. Jahrhunderts erweitern: Louis-Sébastien Merciers Tableau de Paris (1781-1788).
Zusammenfassung des abgeschlossenen Habilitationsprojektes
Die Studie setzt ein im ausgehenden 18. Jahrhundert. Hier wird die Architektur massiv unter das Signet des Elementaren, Direkten gestellt. Boullée etwa begreift aus der Perspektive der Wirkungsästhetik die Architektur als besonders ‚naturnahe' Kunst. Und eben für diese Naturalisierung setzt der 'Revolutionsarchitekt' nun die Metapher des Buchstäblichen ein – also gerade, um aufzuzeigen, dass Architektur nicht ‚nur' metaphorisch wirkt wie die anderen Künste, sondern viel immediater. Sie besitze einen anderen medialen Charakter als die Bildkünste, aber auch die Schrift – die ja in der Philosophie der Aufklärung selbst auf einen metaphorischen Urgrund zurückgeführt wird. Die Architektur hingegen sei sozusagen naturhaft ‚vormedial'. Paradox an dieser metaphorisch strukturierten Argumentation ist nun, dass gerade der Anspruch der Direktheit mit einer Metapher unterlegt wird, die ein intermediales Profil aufweist: derjenigen des Buchstaben. Die Verwerfungen der metaphorisch aufgeladenen Lehre vom architektonischen ‚Charakter' können davon Rechenschaft ablegen. Zum einen behauptet sie eine direkte Evidenz ‚natürlicher Zeichen', analog zur Physiognomik, die dafür eine indexikalische Bildlichkeit propagiert, zum anderen postuliert sie über die Doppeldeutigkeit von caractère (= Buchstabe) auch eine dezidiert kulturelle ‚Lesbarkeit' von Baukörpern.
Im Hintergrund dieser Spannungen steht ein metaphorischer Faktor, der in die Denkfigur des Buchstaben selbst eingetragen ist. Seit der Entstehung moderner Hermeneutik stellt der Buchstabe den ‚Fels' dar, an dem jede Hermeneutik ‚Schiffbruch' zu erleiden droht. Er markiert somit eine kulturelle ‚Unterschwelle'. Das macht bis zur Schriftphilosophie der Dekonstruktion, die das ‚Eigenrecht' und die zumindest restwertige Opazität des Buchstaben gegenüber allen Semantisierungsversuchen betont hat, den besonderen Appeal des Nachdenkens über ‚das Buchstäbliche' aus: Der Buchstabe gilt als Markierung einer gefährlichen Grenze, als das ‚hermeneutische Lesen' potentiell durchkreuzende Figur. Deshalb fordert er stets zu besonderen Anstrengungen der ‚Einhegung' und ‚-gemeindung' heraus. Das gesamte philosophische Nachdenken über die Schrift und die entstehende Linguistik des 19. Jahrhunderts können von diesem Prozedere, das fast immer zugleich idealistisch wie phonozentrisch perspektiviert ist, Zeugnis ablegen.
Die Baukunst ist nicht nur Spiegel dieser paradoxen Entwicklung, vielmehr stellt sie einen noch schärferen Brennpunkt dar. Verantwortlich dafür ist die scheinbar ‚unmediale' Form, in der Bauten sich selbst, ‚buchstäblich' analog zur Natur, präsent machen. Diese Naturalisierung bedeutet eine Absage an die Rhetorik und an die Metaphorizität der anderen Künste. Zugleich soll so der Architektur ein konzeptueller oder philosophischer Status zugesprochen werden. Beachtet man aber, dass diese rangerhöhende Naturalisierung ausgerechnet über die Metapher des Buchstäblichen erfolgt, tritt die paradoxe Dynamik dieses architekturtheoretischen Anspruches auf Unmittelbarkeit hervor.
Der Blick für derartige Schleifenbildungen macht auch deutlich, dass ein Verständnis der Architektur als ‚buchstäbliches' Fundament der Künste in idealistischen Philosophien (allen voran bei Hegel) eng mit Raummetaphoriken verbunden ist. Diese bestimmen nämlich als Hintergrundmetapher die semiotisch-linguistische Grundperspektive entsprechender Ästhetiken: Schon dass der Begriff der Metapher selbst raummetaphorisch verfasst ist, verkoppelt ihn mit semiotischen Konzepten. Diese beruhen ihrerseits bis in die Moderne auf räumlichen Metaphoriken. Architektur als ‚Buchstabe der Kunst' und der semiotisch bestimmte Buchstabe sind, so haben Ansätze der Dekonstruktion (etwa Derridas Hegel-Lektüre) deutlich gemacht, in einer rekursiven Koppelung raummetaphorischer Art miteinander verbunden. Sie gipfelt in der selbst räumlichen Metapher der Aufhebung des Buchstäblichen in ‚reiner Geistigkeit', in einem Raum ‚jenseits' aller materieverhafteten Zeichenhaftigkeit.
Umgekehrt wird in der industriellen Moderne, dieser hochtourig laufenden Metaphernmaschine, die Architektur allerdings gerade auch deshalb so interessant, weil ihre Metaphorisierungen als unaufhebbar paradox strukturiert erkannt werden: Semper etwa begreift die Baukunst als archaisch-rudimentär (und in diesem Sinne ‚buchstäblich'). Er setzt sie an der ‚unteren' Schwelle der Kultivierung an. In seiner anthropologisch bestimmten Perspektive führt die ‚buchstäblichste' aller Künste eine als wohltuend empfundene Solidität in die Umstellungsprozesse der Moderne ein, da auch in der zeitgenössischen Industrie diese metaphorische Subschicht niemals gelöscht werden kann. Zugleich aber begreift Semper Architektur als immer schon kulturelles Spätphänomen, sieht sie als stets hochgradig komposite Form, die bereits syntaktische und semantische Strukturen in sich trägt. Die Sprachanalogie metaphorisiert hier die Position der Baukunst an der obersten Schwelle der Hochkultur. Kultureller Wandel wie derjenige der industriellen Moderne zwingt zur gleichsam reformatorischen (wenn nicht ‚revolutionären') Neukonstellierung dieser beiden Pole. Die Metapher des Buchstäblichen ist hier eine ebenso historische wie transhistorische Vermittlungsfigur zwischen Archaischem und Modernem – eine Spannung, die die Moderne selbst produziert.
An der epochenübergreifenden Figur Goethes können dann, gleichsam im historischen Krebsgang, Paradoxien verdeutlicht, die aus der vermuteten ‚Lesbarkeit der Welt' resultieren. Der Poet begreift Architektur als buchstäblich ‚elementares', auf den naturalen Boden bezogenes Phänomen. Es generiert damit aber auch ähnliche Lesbarkeitsanstrengungen und -probleme wie geologische Formationen. Zudem spannt Goethe das ‚Buchstäbliche' in ein Tableau intermedialer Bezüge ein, das über Medienvergleiche und -wechsel die Grenzen der Hermeneutik auslotet. Gerade dabei wird Architektur der ‚buchstäbliche Stein des Anstoßes', an dem stets metaphorisch gesteuerte ‚Leseanstrengungen' ins Stolpern kommen; die notorische Konkurrenz von Gotik und Klassischem ist nur eine dazu quer liegende Ebene, die ebenfalls von dieser übergeordneten Problemstellung her erschlossen werden kann. Gerade dort, wo Goethe die Raumkunst der Architektur performativ fasst, wird deutlich, dass sie eine bestimmende Eigenmacht entwickeln kann, die hermeneutisch nicht restlos durchschaubar ist. Ihre Opazität entspricht der Erosion einer Metaphorik, die kommunikative Gehalte und ihre Medialisierung in decodierbaren Zeichen innerhalb eines ‚Raumes' der Äquivalenz, einer Entsprechungskonstellation, angeordnet glaubte. Indem Zeichenregimes sich aber nun mehr und mehr der subjektiven Verfügung entziehen, kollabiert auch dieser metaphorische Raum harmonischer Entsprechung; bestimmend wird die nicht mehr ‚berechenbare', verstörende Dynamik eigenmächtiger Zeichenordnungen, vor allem in Gestalt ihrer schlagendsten metaphorischen Verkörperung, den ‚Raumzeichen' der Architektur. Dass die Kollision einer ‚literalen' Weltdeutung nun literarisch umspielt wird, etwa im poetischen Raum, ja fiktionalen ‚Gebäude' des Romans, fängt den bedrohlichen Lesbarkeitsverlust in neuen Formaten ein, die – ähnlich selbstreferentiell wie jetzt Architektur erfahren wird – sich selbst ihre eigenen Poetologien schreiben.
Um einen vergleichbaren Verfügungsverlust, zumindest einen scheinbaren bzw. inszenierten, geht es auch im Landschaftsgarten und seinen ‚Skripten' (die Goethe ebenfalls als poetologisch interessanten Topos begriffen hatte). Zudem bietet die Theorie des Landschaftsgartens des 18. und frühen 19. Jahrhunderts eine Gegenprobe aufs bisherige Exempel (dasjenige der Architektur). Sie konturiert das metaphorische Paradigma ‚architektonische Buchstäblichkeit' gezielt von der Gegenseite her, von derjenigen einer radikal ‚buchstäblichen Natürlichkeit'. Mit Blumenberg kann man hier von einer ‚Metaphernumstellung' wie einem ‚Metaphernrealismus' zugleich sprechen: Die Kunst der Gestaltung von Landschaftszonen wird nun grundsätzlich konträr zur Architektur gesehen, obwohl – oder gerade weil – sie ebenfalls räumlich verfasst ist. Innerhalb des Systems der freien Künste wird der Landschaftsgestaltung ihrerseits eine noch ‚elementarere', eben ‚buchstäblichere' Dimension zugesprochen. Sie setzt sie zur Artifizialität der anderen Künste, nun auch der Baukunst, in Kontrast. Man hantiere in der Gartenkunst mit Elementen eines ‚natürlichen Alphabetes' – so die neue Leitmetapher. Aber die dem Landschaftsgarten zugesprochene ‚Elementarität' besitzt zugleich auch einen metaphorischen Anschluss zum kulturellen Kernphänomen der Schriftlichkeit. Die entsprechenden theoretischen Traktate zur Gartenkunst verstehen sich nämlich zumeist explizit als ‚Elementarbücher'. Und die zur Erfahrung eines Landschaftsgartens erforderliche Bewegung wird in die Metapher der dynamischen ‚Handschrift der Natur' gekleidet. Auch hier wird die Metapher des Buchstäblichen, die ‚Elementarität' wie zugleich ‚Medialität' impliziert, also zu einem paradoxen Phänomen. In sie sind die Aporien gartenkünstlerischer ‚Kultürlichkeit' eingetragen.
Eine zweite Gegenprobe kann dort ansetzten, wo sich bei vorherigen Schwerpunkten re-entries des durch die Metapher des ‚Buchstäblichen' Verdrängten ankündigten. Architektonische oder naturale ‚Buchstäblichkeit' beförderte stets, als weiteren Pol neben der intermedialen Brücke zur Schrift, auch eine gesteigertes Bewusstsein der Bildlichkeit von Gebäuden oder gestalteten Landschaften – das wurde schon bei den Anwälten der wirkungsästhetischen oder tiefenstrukturellen Analogie von Baukörpern und Naturformen (Boullée und Zeitgenossen) deutlich. Nimmt man diese Bezüge beim Wort bzw. beim ‚Buchstaben', gelangt man zur Architekturmalerei. Auch sie selbst kann auf das Postulat ‚buchstäblicher' Treue untersucht werden. Im Gegenzug kann man aber auch häufig ein imaginatives Spiel mit dem ‚Buchstabenmaterial' der Vergangenheit (Ruinenästhetik/Fragment) oder der gebauten Gegenwart beobachten. Gerade beim Genre der Stadt- oder Architekturvedute, scheinbar so ‚buchstäblich' abspiegelnd (Camera obscura) erweist sich dann das Postulat des ‚Buchstäblichen' als zutiefst metaphorisch bestimmt.
Abschließend kann anhand einer gebauten Kosmosmetapher noch einmal die metaphorische Hochladung der Architektur verdeutlicht werden. In Boullées Newton-Kenotaphen sollte die Definition des Universums als durch Kräfte bewegt ‚buchstäblich' physisch erfahrbar gemacht werden. Auch das erfahrungswissenschaftlich bestimmte, mathematisch codierte Weltbild wird also durch eine architektonisch konkretisierte Schriftlichkeitsmetapher medialisiert. Dabei besteht die Ironie ihrer bewegten Geschichte darin, dass das ‚Buchstäbliche' doch stets der Gegenpol des Metaphorischen sein wollte oder sollte. ‚Buchstäbliches' und Metaphorisches stürzen also in einem architektonisch aufgespannten ‚Raum' – ‚absolute Metapher' kunsttheoretischer und semiotischer Prozesse – ineinander. Diese Dynamik bestimmt auch noch die Moderne mitsamt ihren Versuchen, neue künstlerische ‚Alphabete' zu entwerfen, oder wird als Topos in der Postmoderne mit ihrem Impetus ‚antibuchstäblicher' Bedeutungsvervielfältigung und Ironisierung konventioneller ‚Alphabete' buchstäblich überboten.
Akademische Abschiedsveranstaltung für Prof. Dr. Christian Freigang (Festvortrag Prof. Dr. Bruno Boerner/Rennes), Saalbau Bockenheim, 10. Februar 2012
Workshop ‚Figuration – Traumbild – Delirium', Studiengruppe ‚Architektonischer Affekt und gebaute Imagination', Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften (Goethe-Universität), 09. März 2012
Erste Frankfurter Bürger-Universität, Öffentliche Vortragsreihe zum Thema ‚Das ‚neue' Frankfurt vom Mittelalter bis heute', Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt am Main, 27. Oktober 2008 bis 09. Februar 2009 (gemeinsam mit Christian Freigang und Evelyn Brockhoff/Institut für Stadtgeschichte)
Abschlusstagung des Graduiertenkollegs ‚Klassizismus und Romantik' zum Thema ‚Leib/Seele – Geist/Buchstabe. Dualismen in der Ästhetik und den Künsten um 1800 und 1900', Schloss Rauischholzhausen bei Marburg, 08.-11. November 2006
Konferenz ‚Institutions, services publiques et architecture', unter Federführung von Jean-Michel Leniaud (EPHE Paris) und Karl-Siegbert Rehberg (TU Dresden), Palais du Luxembourg, 13.-14. Juni 2002
Universität Augsburg, Lehrstuhl Kunstgeschichte/Bildwissenschaft
Lehrstuhlvertretung
Gastprofessur Kunst- und Architekturgeschichte der Moderne
Kunstgeschichtliches Institut der Goethe Universität
Vorlesungen
Seminare
Professur für die Kunstgeschichte Frankreichs (Vertretung)
Wissenschaftliche Assistenz
Kolloquien
Studiengruppe Architektonischer Affekt und gebaute Imagination
Institut für Kunstgeschichte, Justus-Liebig-Universität Gießen
Lehraufträge
Leviathan. Berliner Zeitschrift der Sozialwissenschaft, Sonderheft 2017: Politische Ikonographie und Differenzrepräsentation, hg. Sebastain Huhholz, Eva Marlene Hausteiner u. Beiträgen u.a. von Iris Därmann, Paula Diehl, Elisabeth Haas, Marcus Llanque, Philip Manow, Michael Minkenberg, Vincent Rzepka, Daniel Schulz sowie von Siegfried Weichlein (i.V. 2018)
Flaggenmotive in der Malerei der Moderne (aktuell in Betreuung)
Die mediale Strategie des Absolutismus. Kunst und Politik im Frankreich der ersten Hälfte des 17. AJahrhunderts, 2013Von Los Angeles nach Königstein. Das Haus Rang. Richard Neutras Wohnhausarchitektur im transatlantischen Vergleich, 2020
Temppeliaukio kirkko - eine Kirche im Erdboden. Präsenzverlust und Naturbezogenheit im modernen Sakralbau, 2019
Architektur in Computerspielen. Form, Funktion und Intention digitaler Spielarchitektur am Beispiel von Assassin's Creed Syndicate, 2019
Architektonische Entwurfstheorien der Renaissance, 2019
Landschaft und Fotografie im Zeitalter des Menschen. Edward Burtynskys Manufactured Landscapes im Kontext amerikanischer Landschaftsfotografie, 2019
Characteristics of Tel Aviv's Street Art Scene. Tension and Divergence in Its Style, Inception and Claim on Public Spacem 2019
Die Neckaruferbebaung Mannheim. Der Brutalismus im deutschen Städtebau der 1970er Jahre, 2019
Zeitlichkeit und Abstraktion im Werk von Ori Gersht, 2018
Gemeinschaftliches Wohnen. Zwischen Ökonomie und Ökologie, 2018
Funktionale Kontinuitäten. Eine Untersuchung des architektonischen Ensemble 'Campus Westend' anhand von Überlegungen Siegried Kracauers, 2018
Exilarchitekten und spätkoloniale Urbanisten als Protagonisten der vernakulären Architekturforschung, 2017
Notkirchen - ein Phänomen nach dem Zweiten Weltkrieg? Geschichte und Entwicklung eines Bautyps, 2017
Das Werk von Hilma af Klint unter besonderer Berücksichtigung ihrer mediumistischen Gemälde, 2017
Sequenzialität und Montage. Analogien zwischen Sergej Eisensteins Montagetheorie und Le Corbusiers Promenade Architecturale, 2016
Das National September 11 Memorial & Museu, 2016
Grenzbereiche der Collage im US-amerikanischen Experimentalfilm der 1950er Jahr, 2016
Die Lohelandschule für Gymnastik, Landbau und Handwerk. Ein Siedlungsprojekt zwischen den Weltkriegen, 2015
Archiv, Inventar, Speicher. Rekonstruktion der Fotografischen Arbeit von Wilhelm Weimar im Dienste des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2015
Raum- und Zeitkonzepte im Werk Morris Louis' (und Jackson Pollocks sowie Barnett Newmans), 2014
Erhabene Gärten? Das Sublime im deutschen Landschaftsgarten zwischen 1760 und 1800, 2013
Die Darstellung des weiblichen Haupthaares bei den Präraffaeliten, 2012
Autochrome-Fotografien der Bretagne aus der Sammlung Albert Kahn, 2012
Niels Hansen Jacobsen, 2012
Unterirdische Architektur und die Frage nach den Motiven für zeitgenössische Bauten im „Untergrund“. Eine Studie zur modernen Architektur im Vergleich zu historischen Leit- und Vorbildern, 2012
Die Wege in den Landschaftsgärten von Friedrich Ludwig Sckell, 2010
Architektur zwischen Kunst und Kommerz. Das Guggenheim Museum in Bilbao von Frank O. Gehry, 2010
Das Frankfurtbild in den Frankfurtbildern Max Beckmanns, 2010
Die Siedlung Westhausens in Frankfurt am Main, 2010 La Villa le Lac von Le Corbusier. Licht, Luft and Lac Leman, 2010
Die Klosterbasilika zu Ilbenstadt, 2010
Der Aufstieg Mies van der Rohes zum modernen Architekten, 1923-1927, 2009
Der Synagogenbau im 21. Jahrhundert in Deutschland, 2009
Das Sanatorium Purkersdorf und die Architekturauffassung Josef Hoffmanns, 2007
BA-Arbeiten
Die Architektur- und Raumgestaltung als Mechanismus der institutionellen Verkörperung im Treppenhaus des Amtsgericht Mitte in Berlin, 2020
Influencing Generations. Über die Aktualität des Mid-Century-Modern-Designs am Beispiel des Werkes von Charles und Ray Eames, 2020
Die Darstellung von Geschwindigkeit in der Malerei des 19. Jahrhunderts, 2019
Gordon Matta-Clarks Arbeiten im New York der 1970er Jahre im Kontext einer beginnenden Gentrifizierung Lower Manhattans, 2019
Konstruierte Augenblicke. Sehbarriere und Wahrnehmungsprozesse in Edgar Degas' Der Vorhang fällt (1880), 2019
Urban and Image Development of Las Vegas, 2018
Der Weg Zaha Hadids zur Stararchitektin, 2017
Das Werk von Hilma af Klint unter besonderer Berücksichtigung ihrer mediumistischen Gemälde
Museum Narratives. The Challenge of Jewish Museums – Emphasis on Beit Hatfutsot, 2016
Das Zusammenspeil von Affekt und Funktion bei ‚Funktionsarchitektur', 2016
Dissertationskommissionen (Vollmitglied)
Werner Neumann. Kirchenbau der Moderne, 2014
Die Stadt als performativer Raum. Gehen als raumgestaltende Praxis im Werk von Francis Alÿs, 2014
Evadarstellungen im Werke Paul Gauguins, 2014
Josef Hoffmann und Adolf Loos. Die Evokation von Stimmungen als zwei Varianten einer Wiener Moderne, 2013
Das Karussell im Landschaftsgarten. Bewegungsspiel und Festkunst als Repräsentationspolitik am Ende des Ancien Régime. Raumwahrnehmung und inszenierte Geselligkeit im Kurpark Wilhelmsbad, 2013
Das altniederländische Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis, 2013
Villa Academica - fabrica della vita. Eine topologische Untersuchung des frühneuzeitlichen Gartenraumbildes am Beispiel der Villa d'Este in Tivoli, 2013