Raum SKW 05.B125
Telefon (069) 798 - 22222
Sprechstunden
Dienstags, 16:00 bis 17:00 Uhr. Anmeldungen über Frau Müllers.
Professur für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mittelalter
Stellv. geschäftsführende Direktorin
Modulbeauftragte für die Module 2 und 4 (BA); 1, 3 und 5 (MA)
WS 2022/23
Gerda Henkel Visiting Professor of German Studies, Stanford University
seit 2018
Professorin für mittelalterliche Kunst am Kunsthistorischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main
2014 – 2018
Professurvertretung am Institut für Kunstgeschichte der HHU Düsseldorf
2015
Habilitation
(Von den Rändern her gedacht. Visuelle Rahmungsstrategien in
frühmittelalterlichen Handschriften am Beispiel der Iberischen
Halbinsel)
2014
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAK), Universität zu Köln
2013
Visiting Scholarship am Institute for German Cultural Studies der Cornell University
2010 – 2013
Fellow
der Fritz Thyssen-Stiftung (Ornament, Zeichen und Raum. Konstruktion
von Identität in spanischen Handschriften des 10.-12. Jh.)
2003 – 2010
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln
2004
Promotion
im Fach Kunstgeschichte an der Universität Hamburg (Gemalte Heiligkeit.
Bilderzählungen neuer Heiliger in der italienischen Kunst des 14. und
15. Jahrhunderts; Publikation der Doktorarbeit 2008 mit dem
Hans-Janssen-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
ausgezeichnet)
2003
Doktorandenstipendium am Deutschen Historischen Institut in Rom
2000 – 2002
Doktorandenstipendium der Universität Hamburg
1993 – 1999
Studium
der Kunstgeschichte, Älteren deutschen Literatur und Klassischen
Archäologie an der Universität Hamburg und der Université de Bourgogne
in Dijon
Ansichtssache.
Zur Visualität der Unterseite früh- und hochmittelalterlicher Objekte (9.-13. Jh.)
Es lassen sich verschiedene Gründe dafür anführen, dass Unterseiten dimensionaler Objekte in der mittelalterlichen Kunstgeschichte bisher keine Aufmerksamkeit erfahren haben. Bis heute nimmt man in der musealen Szenographie selten Rücksicht auf die Stellfläche. Man ist geneigt, eher dem edlen Stein als dem Braunfirnis, eher dem Figürlichen als dem Ornamentalen den Vorzug zu geben. Allzu oft sind Beschreibungen mehransichtiger Objekte durch Begriffe wie ‚Schauseiten' oder ‚Vorderseiten' vs. ‚Rückseiten' geprägt, deren normativer Charakter kaum hinterfragt ist. Damit wird jedoch eine funktionale Hierarchisierung der Seiten fortgeschrieben, die nicht mit den historisch verwendeten Begriffen, Wahrnehmungsweisen und Bewertungen übereinstimmen muss.
Gleichwohl zeigen die bisher bekannten Beispiele, dass die Unterseite zu gestalten weder eine nachrangige/marginale noch eine auf bestimmte Regionen und Zeiten des europäischen Mittelalters beschränkte Gestaltungsaufgabe gewesen sein kann. Das Projekt will diese Forschungslücke schließen. Es nimmt eine grundlegende sowie systematische Untersuchung der Unterseiten vor und leistet auf diese Weise einen Beitrag zur Geschichte der Sichtbarkeit im Mittelalter. Hochmittelalterliche Tragaltäre des 12. und 13. Jahrhundert bieten sich als Nukleus der Untersuchung an, nicht nur, weil hier vergleichsweise häufig gestaltete Unterseiten zu finden sind, sondern auch weil sie eine hinsichtlich Funktion und Adressatengruppe homogene Gruppe darstellen. Davon ausgehend kommen andere Objekte der Schatzkunst vom frühen bis zum hohen Mittelalter, Vasa sacra wie Kelche, Patenen und Pyxiden, aber auch Reliquiare in den Blick – einer Objektgruppe, denen Tragaltäre deshalb verwandt sind, weil in ihnen vergleichbar den ortsfesten Altären Reliquien verwahrt worden sind.
Da in Bestands- und Ausstellungskatalogen die Gestaltung der Stellflächen wenig Berücksichtigung finden, ist zunächst eine materielle Sicherung im Hinblick auf die Quantität und den technischen Zustand der Objekte zu leisten. Zum anderen gilt es ein methodisches Instrumentarium ihrer Bearbeitung zu entwickeln. Zwar hat man sich jüngst verstärkt den Effekten einer gezielten Inszenierung versteckter Seiten gewidmet, die Unterseiten finden hier jedoch keine Berücksichtigung, weil es ihnen an einer offenbarungstheologisch begründbaren, entbergenden Apparatur fehlt. Die Unterseiten lassen sich daher nicht aus einem sinnproduzierenden Wechselspiel von ‚verbergen' und ‚offenbaren' begreifen. Als mobile Bildträger forderten Tragaltäre, Reliquiare und Vasa Sacra einen beweglichen Betrachter und waren damit in flexible Nutzungskontexte eingebunden, auch wenn sich diese nur noch bedingt rekonstruieren lassen. Vor allem aber sind gestaltete Unterseiten Speicher vorenthaltenen Wissens (Bildlichkeit). Das Projekt untersucht folglich die Produktivität des Verborgenen und fragt, wie sich dessen Semantik im Verhältnis zur Mehransichtigkeit der Objekte durch Gestaltung, Material und Technik artikuliert und dadurch sowohl soziale Ordnung gestiftet als auch der sakrale Raum strukturiert werden.
WS 2022/23
Gerda Henkel Visiting Professor of German Studies, Stanford University
seit 2018
Professorin für mittelalterliche Kunst am Kunsthistorischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main
2014 – 2018
Professurvertretung am Institut für Kunstgeschichte der HHU Düsseldorf
2015
Habilitation
(Von den Rändern her gedacht. Visuelle Rahmungsstrategien in
frühmittelalterlichen Handschriften am Beispiel der Iberischen
Halbinsel)
2014
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAK), Universität zu Köln
2013
Visiting Scholarship am Institute for German Cultural Studies der Cornell University
2010 – 2013
Fellow
der Fritz Thyssen-Stiftung (Ornament, Zeichen und Raum. Konstruktion
von Identität in spanischen Handschriften des 10.-12. Jh.)
2003 – 2010
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln
2004
Promotion
im Fach Kunstgeschichte an der Universität Hamburg (Gemalte Heiligkeit.
Bilderzählungen neuer Heiliger in der italienischen Kunst des 14. und
15. Jahrhunderts; Publikation der Doktorarbeit 2008 mit dem
Hans-Janssen-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
ausgezeichnet)
2003
Doktorandenstipendium am Deutschen Historischen Institut in Rom
2000 – 2002
Doktorandenstipendium der Universität Hamburg
1993 – 1999
Studium
der Kunstgeschichte, Älteren deutschen Literatur und Klassischen
Archäologie an der Universität Hamburg und der Université de Bourgogne
in Dijon
Ansichtssache.
Zur Visualität der Unterseite früh- und hochmittelalterlicher Objekte (9.-13. Jh.)
Es lassen sich verschiedene Gründe dafür anführen, dass Unterseiten dimensionaler Objekte in der mittelalterlichen Kunstgeschichte bisher keine Aufmerksamkeit erfahren haben. Bis heute nimmt man in der musealen Szenographie selten Rücksicht auf die Stellfläche. Man ist geneigt, eher dem edlen Stein als dem Braunfirnis, eher dem Figürlichen als dem Ornamentalen den Vorzug zu geben. Allzu oft sind Beschreibungen mehransichtiger Objekte durch Begriffe wie ‚Schauseiten' oder ‚Vorderseiten' vs. ‚Rückseiten' geprägt, deren normativer Charakter kaum hinterfragt ist. Damit wird jedoch eine funktionale Hierarchisierung der Seiten fortgeschrieben, die nicht mit den historisch verwendeten Begriffen, Wahrnehmungsweisen und Bewertungen übereinstimmen muss.
Gleichwohl zeigen die bisher bekannten Beispiele, dass die Unterseite zu gestalten weder eine nachrangige/marginale noch eine auf bestimmte Regionen und Zeiten des europäischen Mittelalters beschränkte Gestaltungsaufgabe gewesen sein kann. Das Projekt will diese Forschungslücke schließen. Es nimmt eine grundlegende sowie systematische Untersuchung der Unterseiten vor und leistet auf diese Weise einen Beitrag zur Geschichte der Sichtbarkeit im Mittelalter. Hochmittelalterliche Tragaltäre des 12. und 13. Jahrhundert bieten sich als Nukleus der Untersuchung an, nicht nur, weil hier vergleichsweise häufig gestaltete Unterseiten zu finden sind, sondern auch weil sie eine hinsichtlich Funktion und Adressatengruppe homogene Gruppe darstellen. Davon ausgehend kommen andere Objekte der Schatzkunst vom frühen bis zum hohen Mittelalter, Vasa sacra wie Kelche, Patenen und Pyxiden, aber auch Reliquiare in den Blick – einer Objektgruppe, denen Tragaltäre deshalb verwandt sind, weil in ihnen vergleichbar den ortsfesten Altären Reliquien verwahrt worden sind.
Da in Bestands- und Ausstellungskatalogen die Gestaltung der Stellflächen wenig Berücksichtigung finden, ist zunächst eine materielle Sicherung im Hinblick auf die Quantität und den technischen Zustand der Objekte zu leisten. Zum anderen gilt es ein methodisches Instrumentarium ihrer Bearbeitung zu entwickeln. Zwar hat man sich jüngst verstärkt den Effekten einer gezielten Inszenierung versteckter Seiten gewidmet, die Unterseiten finden hier jedoch keine Berücksichtigung, weil es ihnen an einer offenbarungstheologisch begründbaren, entbergenden Apparatur fehlt. Die Unterseiten lassen sich daher nicht aus einem sinnproduzierenden Wechselspiel von ‚verbergen' und ‚offenbaren' begreifen. Als mobile Bildträger forderten Tragaltäre, Reliquiare und Vasa Sacra einen beweglichen Betrachter und waren damit in flexible Nutzungskontexte eingebunden, auch wenn sich diese nur noch bedingt rekonstruieren lassen. Vor allem aber sind gestaltete Unterseiten Speicher vorenthaltenen Wissens (Bildlichkeit). Das Projekt untersucht folglich die Produktivität des Verborgenen und fragt, wie sich dessen Semantik im Verhältnis zur Mehransichtigkeit der Objekte durch Gestaltung, Material und Technik artikuliert und dadurch sowohl soziale Ordnung gestiftet als auch der sakrale Raum strukturiert werden.