Träger: eLearning-Förderfonds (Laufzeit August 2020 - August 2021)
Das ‚vergleichende Sehen’, inszeniert durch Gegenüberstellung fotografischer Reproduktionen von Kunstwerken, ist ein Standardmedium der Disziplin Kunstgeschichte. Heute ist diese Methode mit den Mitteln digitaler Technik auf die Filmanalyse übertragbar geworden. Filmausschnitte können in der Powerpoint-Präsentation, die die Diaprojektion abgelöst hat, ebenso wie Bilder aus der Kunstgeschichte einander gegenübergestellt werden. Clips und Screenshots digital anzufertigen ist leicht möglich, was für ein genaues Verständnis filmischer Kompositionsmittel von großer Bedeutung ist.
Eine
Erschließung und Anwendung dieser Techniken in der Lehre ist Gegenstand
des Projekts ‚Kunstwissenschaftliche Filmanalyse’. Dieses versteht sich
als ein Instrument, den Film als künstlerisches Medium mithilfe
digitaler Technologie wirksamer in die Methodik kunst- bzw.
bildwissenschaftlicher Lehre einzubinden. Der aktuell über 8300 Filme
auf DVD, Blu-Ray und VHS-Kassette umfassende Bestand der institutseigenen Mediathek
dient als Basis und Ausgangspunkt für die Bearbeitung eines
exemplarischen und kunstwissenschaftlich signifikanten Ausschnitts der
Filmgeschichte:
Bezugspunkt ist die filmhistorische Arbeit von
Jean-Luc Godard, der schon seit den 1970er Jahren im Kontext der damals
neuen Videotechnik das Ziel verfolgt hat, den Kinofilm in seinen
historischen Formen nah am Material vergleichend zu studieren. Hieraus
resultierte u.a. die monumentale Video-Arbeit HISTOIRE(S) DU CINÉMA
(1988-1998), eine Geschichte des Kinos in Form einer aus acht
Einzelfilmen bestehenden Montage, die auch Literatur, Architektur und
bildende Kunst einbezieht und darüber hinaus durch dokumentarisches
Bild- und Filmmaterial die politische Geschichte aufruft. Die
historische Spannbreite zitierter Filme reicht von der frühen ‚lebenden
Fotografie‘ der Brüder Lumière über den russischen Revolutionsfilm, den
deutschen expressionistischen und den französischen impressionistischen
Film der Zwanziger Jahre, die Filme Hitchcocks sowie einige Klassiker
des Hollywood-Kinos, den poetischen Realismus eines Jean Renoir und den
italienischen Neorealismus bis hin zur Nouvelle Vague, deren Produktion
sich aus jenem Fundus der Filmgeschichte und ihrer Reflexion speiste.
Das Teilprojekt ‚Godards Filmgeschichte‘ widmet sich der Recherche auch weiterer filmhistoriografischer Werke des Regisseurs.
Die
Projektarbeit besteht zum einen in der Anfertigung und systematischen
Archivierung von Digitalisaten und ihrer Aufbereitung für die
Präsentation auf der OLAT Lernplattform durch das Team der Mediathek;
zum anderen besteht sie in der Erprobung und Evaluierung von
didaktischen Präsentationsformen der digitalisierten Filme. Die
vielleicht wichtigste Innovation richtet sich auf die Verbesserung des
Selbststudiums: Mitglieder von Lehrveranstaltungen können in ihrem
OLAT-Kurs auf eine große Fülle von Filmen im Streaming-Format zugreifen
und an ihnen die Fragestellungen von Seminar und Vorlesung erarbeiten,
wie zum Beispiel die Methoden der Handlungs- und Figurenanalyse, der
Sequenz- und Einstellungsanalyse üben, den Vergleich von Montage-Stilen
anstellen usw. Nach ersten Evaluierungen profitiert insbesondere das
Format der Vorlesung. Teilnehmerinnen und Teilnehmer schätzen nicht nur
die Vorführung von Filmclips; sondern auch die Möglichkeit, gezeigte
Ausschnitte anhand der leicht verfügbaren Filmsammlung auf OLAT
nachträglich im Kontext des Filmganzen genauer betrachten zu können.
Großes Interesse fand auch die das Curriculum ergänzende überregionale
Zoom-Veranstaltung mit dem Kooperationspartner Dr. Felix Lenz.
Dennis Ewigleben, Dr. Barbara Filser, Julia Hichi, Carla Wiggering
Assistenz: Julius Emmel
Doris Reichert (Bildstelle, KGI der GU); Dr. Felix Lenz (wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Literatur und Medien der Universität Bamberg)
Prof. Dr. Regine Prange